Der Pferdespielplatz - Übungen & Trainingsmethoden

Bei der klassischen Bodenarbeit mit Eurem Vierbeiner geht es haupt-sächlich darum, dass Du und Dein Pferd gemeinsam zu Huf, äh zu Fuß, Übungen an einigen verschiedenen Gerätschaften und Gegenständen durchzuführen.

 

Auf der einen Seite betreiben wir mit dieser Spielstunde wichtige Gym-

nastiklektionen, wodurch Euer vier-

beiniger Freund gelenkiger und wesentlich geschmeidiger durchs Leben galoppiert. Auf der anderen Seite baut Ihr damit Unruhe und diverse Ängste ab. Beides zusammen sind sehr gute Übungen für ein späteres erfolgreiches Reiten.

 

Wichtig ist das Euer Pferd an dieser spielerischen Arbeit Interesse zeigt und zugleich Spaß daran hat. Seine Bewegungen und Abläufe sollten hier daher eher spielerisch, aber dennoch konzentriert, erfolgen. Im Zuge dessen kommt es fast unbemerkt zu Bewegungen, die Dein Pferd üblicherweise vermeidet, weil es diese als gefährlich oder gar unangenehm empfindet.

 

Aber auch DU musst bei der Bodenarbeit ruhig, gelassen und vor allem aufmerksam sein. Das sind die Voraussetzungen dafür, dass die Arbeit später auch Erfolge bringt. Du solltest viel mit Deinem Pferd sprechen, es aufmuntern, zeigen, loben, geduldig sein und ihm die Zeit lassen die Dinge

zu lernen.


Sollte es doch einmal zu stressig dabei werden, solltest Du das Training umgehend beenden und an einem anderen Tag fortsetzen.

 

Im Anschluss an diesen Bericht haben wir Euch einmal, Dank der freund-

lichen Unterstützung von www.pferdchen.org, deren Tipps für verschiedene Aufbauten und Übungen eines sogenannten Pferdespielplatzes, angehängt. Dort könnt Ihr sehen wie Ihr zielgenau mit Eurem Freund arbeiten könnt. Diese wissenswerten Ratschläge wurden in der Praxis bisher sehr gerne ein-/umgesetzt und haben sich dabei als sehr praktisch erwiesen. Aber darüber hinaus könnt Ihr gerne Eure eigenen Ideen entwickeln und die Übungen etc. individuell an die Bedürfnisse Eures Pferdes anpassen.

 

Eine Sache müsst Ihr beherzigen! Bei all den gezeigten Übungen müsst Ihr behutsam umgehen und das Pferd nicht überbelasten.

Je nach Temperament und Lernwilligkeit des jeweiligen Pferdes sollten sie in Anzahl und Dauer angepasst werden. Denn wenn „dat Hippo" keine Lust mehr hat, ist es nämlich Zeit die Übung zu beenden. Als Abschluss bietet sich da eine besonders leichte Übung an.

 

Pro Lernstunde bietet es sich an den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben all-

mählich steigern. Im Rahmen der steigenden Schwierigkeit werden auch die Aufbauten angepasst. Damit stellt Ihr gleichzeitig sicher, das die Pferdeschule nicht allzu langweilig wird und es immer wieder neue Eindrücke für das Pferd gibt.

 

Stellt Euch selbst ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm zusammen, wo leichte und schwere Aufgaben im Wechsel vorgesehen sind. So kann das Pferd zwischendurch immer wieder entspannen und sich erholen.

 

Nun denn, wir wünschen Euch viel Spaß & Erfolg mit den nachfolgenden Übungen:

Grundübung: Stangen

 

Zum Aufbau dieser Übung benötigt ihr nur sechs Holzstangen/Rundhölzer (etwa zwei Meter lang), die ihr mit einem Abstand von einem Meter auf den Boden legen.

Lasst dem Pferd Zeit zum Erfassen der Aufgabe, senkt ggf. gemeinsam mit dem Tier den Kopf. Es muss bei dieser Übung die Abstände richtig einschätzen und die Beine richtig hochnehmen. Führt das Pferd zunächst im Schritt über die Stangen. Später, wenn die Übung gut sitzt, könnt ihr das Pferd auch über die Stangen traben lassen.


Das Labyrinth

 

Das Labyrinth wird aus zwei Stangen/ Rundhölzern mit einer Länge von ungefähr vier Metern für die Außenseiten und vier Stangen/Rundhölzern mit zwei Meter Länge im Innenbereich aufgebaut.

Die Zweimeterstangen werden quer zu den langen Außenstangen platziert, so dass abwechselnde Durchgänge entstehen.

Das Pferd wird nun langsam und vorsichtig durch das Labyrinth geführt, wobei es sich von links nach rechts und umgekehrt biegen muss, damit es die engen Durchgänge passieren kann.

Sollte das Pferd auf eine Stange treten, so dass diese wegrollt, wiederholt  die Übung von Anfang an. Bestrafung oder „Schimpfe“ sind hier fehl am Platz. Das Labyrinth ist eine schwierige Geduldsprüfung für Pferd und Mensch.

Biegen im Quadrat

 

Für den Aufbau des Quadrates be-

nötigt ihr vier Stangen/Rundhölzer jeweils mit einer Länge von etwa zwei Metern. Legt diese so auf den Boden, dass sie ein Quadrat bilden. An der einen Seite verschiebt ihr nun eine Stange, damit ein kleiner Eingang entsteht.

Jetzt führt ihr euer Pferd auf diesem engen Raum im Kreis herum. Wechselt dabei zwischendurch von rechts nach links oder umgekehrt.

Durch das enge Gehen im Quadrat lernt das Pferd sich zu biegen. Es muss sein Gewicht mehr auf die Hinterhand verlagern - eine wichtige Voraussetzung für das spätere Reiten bzw. die weitere Ausbildung.




Balance in der L-Gasse

 

Die „L-Gasse“ wird mithilfe von vier Stangen/Rundhölzern mit einer unge-

fähren Länge von zwei Metern in Form eines doppelten „Ls“ gelegt. Damit schafft ihr rechtwinklig abknickende Gasse, wobei ihr einen Durchgang von etwa 80cm Breite lassen solltet.

Zunächst führt das Pferd nun auf der einen Seite in die Gasse hinein, hindurch und auf der anderen Seite wieder hinaus. Dann wendet ihr das Pferd und gehet noch einmal von der anderen Seite durch die Gasse.

Zu Erhöhung des Schwierigkeitsgrads könnt ihr dann vorwärts mit dem Pferd in die Gasse hinein und rückwärts wieder hinausgehen.

Die Übungen in der „L-Gasse“ bringen dem Pferd bei, einen Engpass sicher und ausbalanciert zu passieren.

Winkel - Seitliche Bewegung trainieren

 

Für den Aufbau des Winkels werden vier Stangen benötigt. Zwei der Stangen werden zu einem abgewinkelten Durch-

gang über Eck angelegt. Der Durchgang sollte dabei eine Breite von etwa einem Meter haben.

Das Pferd wird nun so in den Winkel gestellt, dass es mit den Vorderbeinen zwischen den Stangen steht und sich die Hinterbeine außerhalb befinden.

Zur Durchführung der Übung stellt man sich seitlich auf Kopfhöhe neben das Pferd und versucht es zur Seite zu bewegen. Zur Unterstützung dient eine Gerte, die an die Körperseite des Pferdes angelegt wird. Gleichzeitig macht man ebenfalls einen seitlichen Schritt und bewegt sich zusammen mit dem Pferd in die gewünschte Richtung.

Für die Übung im Winkel wird viel Geduld benötigt. Man sollte dem Pferd ausreichend Zeit lassen, die Übung zu verstehen und den Winkel-Aufbau kennenzulernen.

Geschmeidig trainieren beim Tonnenslalom

 

Für den Tonnenslalom können Sie Blech-

tonnen, Plastiktonnen oder behelfsweise auch Stangen verwenden, die Sie mit großen Zwischenräumen in einer Reihe aufstellen.

Das Pferd wird dann um die Tonnen herum und zwischen den Tonnen hindurch geführt. Wenn die Übung gut „sitzt“, können die Tonnen in unterschiedlichen Abständen (enger, weiter) angeordnet werden, um die Schwierigkeit zu erhöhen und die Übung abwechslungsreich zu gestalten.

Ziel des Tonnenslaloms ist es, dass das Pferd geschmeidiger wird, weil es sich bei den engen Wendungen biegen muss.

Training mit dem Autoreifen bei der Bodenarbeit

 

Zunächst werden ein Autoreifen ohne Felge und zwei Stangen benötigt.

Aus den Stangen wird eine Gasse gelegt, in der der Autoreifen mittig platziert wird.

Das Pferd wird langsam in die Gasse geführt und man lässt ihm Zeit das unbekannte Objekt (den Autoreifen) ausgiebig zu beschnuppern und kennenzulernen. Wenn das Pferd ruhig und gelassen ist, versucht man, das Pferd dazu aufzufordern einen Vorderfuß in den Reifen zu stellen.

Wenn diese Übung bestens funktioniert und gut trainiert ist. Besorgt man sich drei zusätzliche Autoreifen (natürlich wieder ohne Felge) und ändert den Aufbau so ab, dass das Pferd am Ende der Übung mit allen vier Beinen in jeweils einem Autoreifen steht. Idealerweise geht man schrittweise vor und arbeitet zunächst mit insgesamt zwei Reifen, wo das Pferd mit dem Vorderbeinen eintreten soll. Anschließend ergänzt man die Reifen für die Hinterbeine.

Die Übung mit den Autoreifen ist eine gute Vorbereitung für Krankheits- oder Notfälle, wo die Füße des Pferdes gekühlt werden und deshalb in Wassereimer gestellt werden müssen.

Wippe - Balance & Ausgeglichenheit

 

Für den Bau der Wippe benötigen Sie ein dickes Rundholz und einige stabile Bohlen, die fest miteinander verbunden sind. Das Rundholz wird auf den Boden gelegt. Anschließend wird der Laufsteg aus den Bohlen auf dem Rundholz platziert, so dass eine Wippe entsteht.

Damit das Pferd der Wippe nicht so einfach ausweichen kann, sollte neben der Wippe eine Begrenzung aus Strohballen oder Stangen aufgebaut werden.

Die Übung an der Wippe erfordert, dass das Pferd bereits Vertrauen zum Menschen gefasst hat und den Mut hat, an neue, unbekannte Hindernisse heranzutreten. Deshalb sollte die Wippe erst später als Übung in der Bodenarbeit eingesetzt werden.

Das Pferd wird vorsichtig an die Wippe herangeführt und soll sich dann langsam mit der Schaukelbewegung auseinandersetzen. Wenn das Pferd die Mitte des Laufstegs überschreitet, kippt die Wippe nach unten. Pferde, die bereits mit Übungen auf der Brücke vertraut sind, gewöhnen sich meist recht schnell an die Wippe, verlagern ihr Gewicht entsprechend und gehen sicher hinüber.

Durch die Übungen auf der Wippe lernt das Pferd auf spielerische Weise seinen Körper zu beherrschen, indem es sein Gewicht verlagert. Außerdem wird das Vertrauen zwischen Pferd und Mensch durch dieses Training gefördert.

 

Der Plastikvorhang - Ängst abbauen und Vertrauen aufbauen

 

Der Übungsaufbau für den Plastikvorhang ist mit etwas mehr Aufwand verbunden. Deshalb ist es ideal, wenn der Aufbau nach dem Training nicht gleich wieder abgebaut werden muss.

Sie benötigen dazu zwei Holzpfosten mit einer Länge von etwa vier Metern. Diese Pfosten werden circa einen Meter tief in der Erde versenkt, so dass sie stabil stehen. Der Abstand zwischen den Pfosten sollte etwa zweieinhalb Meter betragen. Oben verbinden Sie die Pfosten mit einem Brett oder einem Kantholz zu einem Tor.

Nun können Sie am Querbalken Plastikstreifen anbringen. Diese sollten durchsichtig sein und nebeneinander liegen – also nicht überlappen. Lassen Sie die Plastikstreifen ein Stück weit über dem Boden enden, damit das Pferd später beim Training nicht drauftreten kann.

Wenn Sie die Übung zum ersten Mal durchführen, benötigen Sie zwei Helfer, die die Plastikstreifen zur Seite halten, während Sie das Pferd zum ersten Mal langsam durch das Tor hindurchführen. Alternativ können Sie die Streifen auch seitlich wegbinden, wenn Ihnen keine Hilfe zur Verfügung steht.

Nun geben die Helfer nach und nach Plastikstreifen frei, die dann in der Mitte des Tores baumeln und Sie führen das Pferd immer wieder durch das veränderte Tor. Schließlich ist das Tor komplett „geschlossen“ und das Pferd tritt ohne zu Zögern durch den Plastikvorhang.

Für die Übung mit dem Plastikvorhang benötigen Sie viel Geduld. Bei sehr schreckhaften Pferden, kann sich das Training über mehrere Tage hinziehen, bis der gewünschte Erfolg eintritt und das Pferd im Plastikvorhang keine Bedrohung mehr sieht. Setzen Sie das Pferd nicht unter Druck und wenden Sie keinen Zwang an, damit erreichen Sie nur das Gegenteil und das Pferd baut noch größere Ängste vor der unbekannten Situation auf.

Das Training mit dem Plastikvorhang eignet sich ideal, um die Ängste eines Pferdes vor wehenden Plastikbahnen abzubauen.

 

Quelle: www.pferdchen.org